Albania Raid 2014
19-26. September 2014

 

( die Bilder sind fast alle von anderen Personen, ich sage schon mal "Danke" dafür !! )

 

Freitag --  Anreise:         Thomas, mein künftiger Buddy für den Raid -Mitfahrer und Zimmermitbewohner- holt mich auf dem Park+Ride Platz bei Mettmann ab. Jetzt gilt es noch JR in Köln einzusammeln und dann ab zum Flugplatz Köln/Bonn. Hier treffen wir  Jörg, Peter und Heiko. Beim Zwischenstopp im München stoßen wir dann noch auf Alex. Nun ist unsere Truppe die sich so ein bisschen, teils auch nur vom hören und sagen kennt, komplett. Robert, auch ein „Albania Raider“, den wir bis dahin noch nicht kannten schließt sich unserer Truppe an, wir fliegen nach Tirana, werden dort am Flughafen vom Albania Raid Team empfangen und zum ca. 10km entfernten Hotel – „te. stela“-chauffiert. Hier ist schon einiges aufgebaut, unsere Kisten in Reih und Glied aufgestellt, sowie unsere mittels EAO-Team transportierten Motorräder stehen auch bereit, lediglich der von der Orga gegen Pfand gestellt Notfalltracker muss von jedem noch selbst mittels Kabelbinder befestigt werden, wir erhalten das Roadbook für den 1.Tag und ich fädele es gleich ein.

Beim guten Abendessen ist dann auch Fahrerbesprechung, die Strecke wird ein wenig erklärt und es wird auf Escape-Routen aufmerksam gemacht, dh. 1 bis 2 Möglichkeiten auf denen man den Offroadtrack verlassen und über leichtere  Ausweichrouten zum Etappenziel gelangen kann. Außerdem wird der Lunch-Place für den Mittagssnack bekannt geben. Wir geben die Navis über Nacht ab, damit die Orga die Tracks aufspielen kann. Dieses Prozedre ist dann allabendlich.

 

 

Samstag = 1. Fahrtag:        Tirana  -->  Shengjin ~270 km

Die Route führt uns erst etwas nach süden, dann gegen den Uhrzeigersinn um Tirana nach Shengjin. Ich fahre nach Roadbook vor und Thomas, der nur das Navi als Orientierung montiert hat, folgt mit etwas Abstand. Irgendwann verfahre ich mich und wir versuchen wieder auf die vorgegebene Route zu kommen. Wir sind aber nicht die einzigen die sich verfahren und treffen hier auf den einzigen italienischen Teilnehmer der Veranstaltung. Nach kurzer Beratschlagung einigen wir uns wie wir wieder auf den Track kommen können und fahren etwas querfeldein. Ich fahre wieder vor und drehe mich um um nach Thomas zu sehen als ein Stein mein Vorderrad verreißt und ich trotz langsamer Geschwindigkeit heftig falle. Meinem Motorrad ist nichts passiert, aber ich bin aufs Handgelenk und den Kopf gefallen. Mein Handgelenk schmerzt ordentlich und Thomas übernimmt die Führung, da ich mich erst einmal wieder sammeln muss. Ich weiß nicht mehr aus welcher Richtung wir gekommen sind und meine Koordination mit der Bedienung des Motorrads lässt arg zu wünschen übrig, glücklicherweise legt sich das aber nach einigen Kilometern und wir finden auch schnell wieder auf den Track zurück. Kurz vor der Mittags pause fahren wir dann an eine Tankstelle die aus einer einzigen Zapfsäule in einer Garage besteht. Unterwegs im Dreck, habe ich noch einen deutschen Reisepass mit grüner Versicherungskarte, sowie Fahrzeugpapiere einer Kawasaki gefunden. Ich gebe sie bei der Orga ab, doch sie gehören keinem der Raid-Teilnehmer. Ein Anruf bei der Polizei ergibt, dass sie schon vermisst werden. Gerade als wir den Schotter verlassen und auf die Hauptstraße einbiegen beginnt es zu regnen. Die letzten ca. 20 km fahren wir im Regen, tanken und 100 Meter vor dem Ziel dreht Thomas um, weil er gerade bemerkt hat, dass er seinen, auf dem Heckbürzel verzurrten 2 Liter Ersatzkanister verloren hat. Sein, für den Raid gedachter größerer Tank, hatte 1 Woche vorher zuhause bei einer Veranstaltung leck geschlagen, so dass er mit seinem kleinen 8 Liter Serientank und einem kleinem Kanister angetreten ist. Er findet ihn unbeschädigt wieder. Als wir im Hotel ankommen ist es gerade dunkel geworden und nichtmals die Hälfte der Teilnehmer ist angekommen.

Später im Hotel in Shengjin hören wir dann von vielen Missgeschicken und von den fast 50 Startern sind bereits für den nächsten Tag leider mehrere nicht mehr dabei. Der mitreisende Arzt ist von Beruf Rettungssanitäter, er verbindet mein Handgelenk und meine mitgebrachte Ibuprofensallbe bewirkt ein kleines Wunder. Das Hotel ist ein großes Areal aus mehreren Gebäuden und noch im Aufbau oder man hat währenddessen aufgehört, denn in den großen Zimmern steht zum Teil nur ein Bett. Es sind Anschlüsse für eine ganze Küchenzeile zu sehen, aber wie geschrieben , nichts ist drin. Abends ist wieder gemeinsames Abendessen, Streckenbesprechung, Roadbooktausch etc.

Es gewittert nachts heftig und es gibt keinen Strom , kein Licht …...

 

 

Sonntag = 2. Fahrtag:        Shengjin  -->  Tirana ~300 km

Heute fahren wir nur nach Navi-Track, denn mein Handgelenk lässt keine Roadbookbedienung zu. Wir verlassen gegen 07:45 Uhr das Hotel und stehen etwas unter Zeitdruck, denn die Fähre über den Komanstausee soll bereits um 09:45 ablegen. Wir umfahren Shengjin, kommen direkt an den Strand um etwa 2 km über den Sandstrand zu „heizen“. Meine Geschwindigkeit dabei ist ständig zwischen 90 und 100 km/h und ich finde mich richtig schnell. Wenn ich an die „richtigen“ Rallies im Fernsehen denke, weiß ich nicht wie die Leute auf Geschwindigkeiten von 150 kommen. Zu meiner Beruhigung erzählen mir später einige Leute das sie meist zwischen 70 und 80 gefahren sind und mir geht etwas besser :-). Nun beginnt es zu regnen, über Schotter geht es wieder in die albanische Zivilisation und über die Hauptstraße zur Fähre. In den Serpentinen zum Fähranleger stürzt Thomas auf der nassen Strasse und verdreht sich das Knie, aber er kann weiter fahren. Es hat wieder aufgehört zu regnen, aber die Fähre lässt auf sich warten und bummelt anschließend lange auf dem See, so dass wir sie mit 2 Stunden Verspätung gegenüber dem Sollzeitplan verlassen. Kurz hinter dem Fähranleger in Fierze beginnt es wieder zu regnen und es geht im Regen und Nebel über einen recht grob geschotterten Pass nach Fusche Arez, wo unser Mittagslunch ist. Teil 1 des Tages ist hier geschafft, eigentlich sollte noch Offroadteil 2+3 folgen bevor wir wieder nach Tirana kommen, aber wir müssen den fast direkten Weg über die asphaltierte Hauptstraße nehmen um noch im Hellen anzukommen. Ich denke selbst ohne Fährverspätung wäre die komplette Strecke nicht zu schaffen gewesen, meines Wissens nach ist auch kein anderer in die nächsten Offroadpassagen gefahren. In Tirana angekommen müssen wir 15 Minuten warten um den letzten km zum Hotel zu fahren, denn durch den Papstbesuch ist die Zufahrt gesperrt. Wir kommen wieder im gleichen Zimmer des empfehlenswerten Hotels vom Anreisetag unter.

 

 

Montag = 3. Fahrtag:        Tirana → Pogradec ~220 km



Der heutige Tag ist weitgehend trocken, allerdings nur von oben, denn wir müssen unterwegs durch ein Flussbett mit Schlamm und z.T. kopfgrossen Steinen. Eigentlich sollte man den Streckenverlauf durchs Bett sehen können, aber durch die starken Regenfälle in der letzten Zeit war da nichts zu sehen. Das Wasser ist durch das mitgerissene Sediment undurchsichtig - anthrazit-metallic und die Tiefe erreicht bis zu 50 cm. Ein heilloses Durcheinander von Motorradfahrern tummelt sich im Wasser und zum Teil muss dem Einen oder Anderen geholfen werden. Ich stürze zwar nicht, steige aber auch an einer Stelle im Wasser ab um mein Motorrad zu wenden. Hier ist das Wasser immerhin so tief, dass es über meine Endurostiefel reicht. Einen Bogen im Wasser zu fahren traue ich mir nicht zu, zu groß ist die Gefahr einen Stein ungünstig zu treffen und umzukippen, so dass das Motorrad evtl. einen Wasserschlag bekommt. Irgendwann taucht dann ein einheimischer Junge in Badeschlappen auf und gibt zu verstehen ich solle ihm folgen und er würde mir zeigen wo man am Günstigsten queren könne. Ich folge ihm und geschätzte 15 Fahrer folgen mir. Tatsächlich gelingt es hier recht leicht und wie ich gehört habe hat ihm einer auch einen Lohn dafür gezahlt! Später kommen wir an verlassenen Dörfern und an einem großen englischen Militärlager im Nichts vorbei, keine Ahnung was die da machen? Unterwegs treffen wir wieder den Italiener er hat den 2. Hinterradplatten heute, beim ersten war der Schlauch am Ventil zerrissen und nun hat ein Nagel seinen neuen Schlauch regelrecht perforiert. Wir montieren meinen Ersatzschlauch. Am Nachmittag geht es Thomas nicht gut und er hat massive „Dichtheitsprobleme“. Wir haben nur ein Doppelbett mit einer Decke im Zimmer und so zerlege ich den Sessel im Zimmer, baue mir aus den Kissen in Bettchen auf dem Boden und lege mir die Tagesdecke zum Schlafen hin. Mir geht es noch gut, aber beim Abendessen merke ich auch schon ein Rumoren und in der Nacht geht es uns beiden äußerst dreckig, die Toilette ist im Dauereinsatz.

 

 

Dienstag = 4. Fahrtag:        Pogradec → Giroaster

 

Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass wir nicht die einzigen Kranken sind und die Orga besorgt ein Taxi und einen LKW für die Nichtfahrtüchtigen. Zu fünft nutzen wir das Taxi nach Girokaster und ein LKW bringt die Motorräder nach. So verbringen wir halb schlafend, halb wach den Tag im Auto. Glücklicherweise verläuft die Fahrt trotz 5 Magen/Darmpatienten zwischenfallsfrei. Aber es gibt noch weitere Kranke. Die meisten Anderen können irgendwo mitfahren oder haben eine Strassenvariante gewählt, da bei der Fahrerbesprechung am Vorabend gesagt wurde, dass diese Etappe sehr hart sei und auf Grund der massiven Regenfälle eine Bergung von liegengebliebenen Fahrzeugen z.T. nicht möglich sei. Einer meiner auf der Straße fahrenden Bekannten musste Anhalten und ist nach Angabe seines Begleiters nach dem Absteigen zu einer Pause sofort in einen komatösen Kurzschlaf gefallen, das er auf einem Ameisenhaufen gelegen hat, hat er nicht mehr gemerkt.

( Bilder wie es gewesen wäre, wenn ich dabei gewesen wäre - allerdings nicht der "harte" Teil)

 

 

Mittwoch = 5. Fahrtag:        Girokaster → Dhermi ~ 175 km



Heute steht laut Orga eine relativ kurze Tour an, denn es geht ans Mittelmeer nach Dhermi und jeder soll die Gelegenheit haben auch mal im Meer zu baden und zu relaxen. So verlassen wir Girokaster Richtung Süden [leider können Thomas und ich nicht eben nach Lazarat abbiegen und schnell was gegen die Schmerzen holen:-) ] und biegen dann ab nach Polican ab. Wir fahren an einer Schlucht entlang und müssen später einen sehr steilen weglosen Hang hinauf. Wir kommen auf eine Hochebene mit einem angedeuteten Weg dem wir über eine über eine steinige Wiesenfläche Richtung Kelcyre folgen, dann weiter nach Tepelene. Hier fahre ich mir einen Nagel ins Hinterrad mit einem Platten als Folge. Über zusammengesuchte dicke Steine bocken wir das Motorrad auf und nach dem Reparieren und Aufpumpen bin ich etwas geschafft. Glücklicherweise ist es trocken und warm aber nicht heiß. Von Tepelene geht’s dann weiter, später durch ein trockenes Flußbett nach Himare und von dort über die Asphaltstraße nach Dhermi. Am Strand des „Drymades Inn“ Hotels genießen wir dann das Mittelmeer.

 

 

Donnertag = 6. Fahrtag:        Dhermi → Durres ~ 320 km



Laut Orga ist heute der weiteste Tag, die Streckenlänge beträgt ca. 380 km. Zuerst folgen wir der Hauptstraße über den Llagora-Pass bis nach Vlora und biegen dann auf eine Piste Richtung Tepelene ab. Kurz vor Tepelene fahre wir dann über einen Minipfad steil ab und erreichen Memaljai. Nach dem Tanken folgen wir einem Weg nach Berat. Dieser hat es in sich und ist z.T. abgerutscht. Wir überqueren die SH 74 und fahren östlich davon weiter und kommen später wieder auf die Hauptstrecke nach Berat. Von Berat fahren wir weiter nach Kucove und entscheiden uns nun direkt nach Durres zum Ziel zu fahren, das Roadbook hätte uns noch an der Küste vorbei durch eine modrige Sumpflandschaft geführt, aber wir haben genug, denn wir sind noch immer krank und etwas geschwächt. Am Strand in Durres endet die Veranstaltung und am Samstag fliege ich dann nach Hause.

 

 

Fazit: Es war mein 4. Mal Albanien und ich dachte ich kenne einiges von Albanien. Eine gemütliche Offroadtour, wenn auch eine etwas abenteuerliche Tour hatte ich mir vorgestellt, mit genug Zeit zum Fotografieren unterwegs etc.

Leider waren die meisten Strecken zu lang, so dass man fast immer unter Zeitdruck stand. Eine Tour die für MICH teils über schwierige Wege führte, die nicht immer ungefährlich waren. Außerdem verlief die Strecke nicht ganz so wie auf der Seite www.albaniaraid.com angedeutet. Der nördliche Teil bei Teth fehlte.

Sicherlich hat auch das schlechte Wetter während der letzten Zeit zur Schwierigkeit und den abgerutschten Wegen beigetragen. Für OFFROADNEULINGE würde ich diese Tour NICHT weiterempfehlen.

Positiv fand ich die Hilfsbereitschaft unter den internationalen Teilnehmern, die Unterkünfte (bis auf eine), die Verpflegung, sowie das System sowohl nach Roadbook, als auch nach Navi fahren zu können. Und natürlich die wunderschöne Aussicht fast überall !!

Was zur „Massenerkrankung“ (ich glaube zum Schluss war ca. jeder 2. mehr oder weniger betroffen) geführt hat ist mir nicht bekannt. Ich habe mit einem Teilnehmer gesprochen er hatte nichts und sogar sein Wasser für den Trinkrucksack teilweise unterwegs aus den Bächen entnommen.