BALKANALLROADTOUR    2012     TEIL 1

Wir 5, – Aische mit Suzuki DR350 – Nane mit Suzuki DR-Z400S – Roger BMW GS 650 Dakar – Stolle mit BMW X-Challenge – und ich mit BMW X-Challenge Adv. sind am 29.06. 2012 mit dem Flugzeug nach Thessaloniki geflogen und haben dort unsere Motorräder, die mit einer Spedition dort hin transportiert wurden, übernommen.

Bereiste Länder: 
Griechenland – Bulgarien – Mazedonien (Skopje) – Kosovo – Montenegro – Albanien – Griechenland
Insgesamt ca 3500 km. 

 

 


1.Tag - ~ 240 km

Um 03:15 geht der Wecker, anziehen, Katzenwäsche, Zähneputzen und ab ins Großraumtaxi, welches uns nach Köln bringt. Der Fahrer ist nicht so unbedingt auf Draht, ignoriert sein Navi und wir bekommen noch eine Rundfahrt durch den Leverkusener Chemiepark. Als ihm sage, dass ich auch ein Navi dabei habe und ihn lotsen könnte wird er nur noch nervöser. Irgendwann kommen wir dann aber seltsamerweise doch nach zahlreichen Verfahrern am Flughafen Köln-Bonn an, bekommen sogar unseren Flieger noch und schlafen noch ein klein wenig auf dem Flug nach Thessaloniki. Nach dem wir vom Flughafen mit 2 Taxen zur ca. 30 km entfernten Spedition gefahren sind, nehmen wir die Motorräder gegen 11:00 Uhr in Empfang, ziehen uns um und starten dann zu unserem ersten Ziel – Hotel Nemesis in Stavroupoli. Die einzige Unterkunft die in diesem Urlaub bereits vorgebucht ist. Nach einer Stunde Fahrt beginnt schon die erste unasphaltierte rund 15 km lange Passage. Sogleich meldet sich auch der Seitenständer-Notausschalter an Nane’s DR-Z und wird mit Isolierband erst mal zum Schweigen gebracht. Die Pause in der Natur nutzen die Mädels auch zum Pinkeln und führen erst einmal einen Antischlangentanz auf , um mögliches Getier zu vertreiben – dieses Ritual, wiederholt sich in diesem Urlaub noch 100erte Male. Nach dem dies dann geregelt ist fahren wir nur wenige Kilometer weiter und Roger muss sich vom Hinterradspritzschutz seiner Dakar trennen – gewaltsam. Dieser mochte die Wackelei auch nicht, hat sich zwischen Schwinge und Hinterrad gesetzt, blockiert die Bremse und wird durch Einsatz der Säge vom Leatherman dauerhaft entfernt, denn an die Schrauben kommt man überhaupt nicht mehr dran. Weiter geht es dann an Serres vorbei nach Drama und etwa 50 km vor Stavroupoli trennen sich die Mädels von uns, sie fahren weiter über die E14 und wir Kerle fahren die die parallel laufende unasphaltierte 25 km lange Bergstrecke. Wir treffen uns dann im Hotel.
Hotel Nemesis erweist sich als nicht ganz unattraktiv und die Preise sind im Rahmen. Nur essen können wir leider nicht. Dazu fahren wir dann ein paar Kilometer weiter und essen in einer kleinen Taverne. Hier gesellt sich ein älterer deutschsprachiger Grieche zu uns und erzählt uns ein wenig über die Gegend und sobald wir etwas möchten ruft er nach der Kellerin die mittlerweile sichtlich genervt von ihm ist. Zu uns ist sie sehr freundlich und lächelt, sobald sich der ältere Herr aber umdreht zeigt sie auf ihn und rollt mit den Augen – was ausschließlich ihn angeht – nicht uns. Zurück im Nemesis gibt es dann noch ein paar Bier und dann kommt auch bald das Sandmännchen.
 

2.Tag - ~ 235 km

 

 

Beim Frühstück zur vereinbarten Zeit fehlt erst Roger. Erst vorsichtiges, dann lauteres Klopfen an seiner Zimmertür bringt nichts. Hm !?! Aische besorgt den Durchgängerschlüssel an der Rezeption, aber der Schlüssel steckt von innen. Noch mal heftig geklopft und tatsächlich, es tut sich was. Roger hat mit Ohrstöpseln geschlafen, vom Wecker nix gehört und es geht ihm gut. Nach dem wirklich erstklassigem Frühstück werden die Mopeds gepackt und die heutige Etappe bringt uns über Echinos auf einer schönen, kleinen Strasse zur Grenze nach Bulgarien. Nane fährt vor. Sie ist monatelang mit ihrer DR-Z mehr schlecht als recht klargekommen, aber hier hat sie das Supermotofeeling erwischt. Sie rauscht am Abzweig zur Grenze vorbei, fährt fast 10 km allein und landet in einem türkisch anmutenden Dorf, mit türkischer Schrift, ein Überbleibsel aus dem türkisch-griechischen Krieg aus den 20er Jahren. Nach dem wir uns dann wiedergefunden haben, geht’s über die Grenze, dann Zlatograd in Bulgarien, wo ich erst mal meine Deutschlandfahne am Motorrad hisse. Dann nach Nedelino und ab dort wieder offroad weiter. Hier stimmt das Wegenetz vom Navi mal wieder gar nicht und nach mehreren Verfahrern kommen wir dann zufällig wieder auf eine Strasse. Wir entscheiden uns dafür, ein vorher geplantes Offroadstück über einen Berg erst einmal durch eine Bergumrundung zu ersetzen. Die Strasse ist sehr schön und führt uns zurück zum nächsten geplanten Offroadsträßchen, nicht ohne uns an einem an der Strasse gelegenen Grillhähnchenstand vorbei zu bringen, an dem wir uns wirklich klasse schmeckende Hühner einverleiben. Frisch gestärkt geht’s weiter über Rudozem in Richtung Trigrad/Yagodina. An einem Umspannwerk, hinter einem unbeleuchteten Tunnel mit 30cm Absätzen in der Fahrbahn endet der Asphalt. Die Wege werden kleiner und kleiner und Garmin hat wieder Strecken drin, die gar nicht vorhanden sind. So entschließen wir uns dann den etwas größeren Weg über Mugla zu nehmen, den auch Garmin dann als Alternative vorschlägt.. Der Weg wird wieder kleiner und kleiner und der Bewuchs im Weg nimmt zu. Nach einigen Kilometern stehen wir dann an einem felsigen Bergrutsch der den Weg blockiert. 150 Meter dahinter liegt ein umgestürzter Baum quer über den Weg. Dahinter ist erst mal kein weiteres Hindernis zu sehen. Also wird ein Teil des Abraums weggeräumt und die Mopeds dann dort vorbei bugsiert, bis zum Baumstamm. Hier wird eine Rampe aus Steinen vor den Baumstamm gelegt und die Mopeds dann darüber hochgefahren / rübergetragen. Nach dem alle 5 drüber sind geht’s endlich weiter – für etwa 500 Meter. Dort ist dann endgültig Schluß. Die Brücke über die kleine Schlucht ist eingebrochen und ein Weiterkommen unmöglich. Als ich dort meine BMW wieder starten möchte läuft die Benzinpumpe nicht mehr, ein mir bekanntes Problem, welches unter der Sitzbank zu beheben ist. Ich baue gerade die Sitzbank ab, als Roger (der letzte unserer Truppe) angefahren kommt und glaubt ich sei dabei das Motorrad abzurödeln um es irgendwie mit Spanngurten zu sichern, um es über die Schlucht zu bringen. Da hat er aber ganz schön gemeckert !! Hier ist klar, dass wir unser geplantes Tagesziel nicht mehr erreichen können, also schnell zurück über den Baum, vorbei am Bergrutsch, durch den 30cm Absatz-Tunnel und nach Smolyan, in der Hoffnung da noch eine Unterkunft zu bekommen. Im 3. Anlauf finden die Mädels ein nettes Hotel und fordern dafür Huldigungen ein und wir Männer müssen auf Knien danken. :-)

3.Tag - ~ 70 km

 

Die heutige recht kurze Etappe führt uns über die Hauptstrasse von Smolyan, Richtung Borino und dann über eine traumhafte kleine Strasse nach Yagodina, welche mir bei der Planung als unbedingtes MUSS augefallen ist – überhaupt die Gegend um Yagodina. Schon am späten Vormittag kommen wir dort an. Wir müssen noch warten und nutzen die Zeit den Seitenständerschalter an der DR-Z komplett tot zu legen, da dieser unterwegs erneut Zicken gemacht hat. Wir Männer haben aber noch eine rund 6 km kurze, aber heftige Tour hinauf zum EaglesEye vor der Brust. Die Damen sagen, dass sie sich das nicht antun müssen und sie würden lieber im Hotel bleiben. Das die Auffahrt so schwierig ist haben wir nicht gedacht, ich falle zwischendurch auch mal auf die Nase und Roger hebt das Vorderrad seiner Dakar an einer Kuppe mal recht weit Richtung Himmel, aber bei ihm geht alles gut. :-) Die Abfahrt allerdings war weit jenseits von heftig. Die schweren Mopeds lassen sich überhaupt nicht bremsen und steuern und oftmals ist das Hangabwärts ein unkontrolliertes mit stehenden Rädern rutschen, bangen und hoffen. Hier bekommt die X-CH von Stolle mal 90° Schräglage. Die Mädels mieten sich heimlich in unserer Abwesenheit einfach einen Jeep mit Chauffeur und lassen sich auch hinaufbringen, sie sehen uns auch, wir sie aber leider nicht, wir bemerken es erst bei unserem hart verdienten Feierabendbieren, als sie mit dem Jeep zurückkommen. Die Jeepfahrt für 25 Euro ist sicher kein zu teures Vergnügen, wenn ich an die Dramen und die Reparaturkosten bei einer Selbstbefahrung von ihnen denke! :-)

Der Abend verläuft wie immer mit gemütlichem Besisammensein, beim Essen und Bier/Weintrinken. :-)

4.Tag

 

Der Tag soll gemütlich werden und so machen wir vormittags eine Jeeptour nach Trigrad und lassen uns die Gegend zeigen. Wir hängen einfach nur auf den Bänken auf der Ladefläche des Pickups ab und sagen gegenseitig zu uns, dass die Fahrt hier über die groben Steine bestimmt nix für die Felgen der Mopeds wären – unwissend was uns in diesem Urlaub noch erwarten wird …..

Bei einer Höhlenbesichtigung ist es dann schon wieder vorbei mit gemütlich. Der Aufstieg aus der Höhle ist eine schmierige, fast leitersteile Treppe mit geschätzten 200 Stufen.

Nachmittags juckt es wieder in der Gashand und wir wollen mit unseren Mopeds NUR mal eben über die Strasse ans Ende des Tals fahren. Aber auch hier am Talende ist dann wieder Schluss mit gemütlich. Man erzählt uns, dass es mit dem Motorrad überhaupt kein Problem sei von hier nach Trigrad zu fahren. Wir nehmen darauf hin die ersten Meter unter die Räder und stehen bald mitten im Wald – ohne Ahnung wohin. Die Luftliniennavigation (Wege hat das Navi hier nicht) sagt, dass wir schon hinter Trigrad sind und an der griechischen Grenze sein müssten, als ein paar Waldschrate in einem Auto auftauchen. Der Eine erklärt uns in bestem Englisch den Weg (der auch stimmt) und versichert uns, dass die Strecke gut und absolut harmlos ist (was wohl nicht so ganz stimmt). Jedenfalls kommen wir tatsächlich irgendwann, zwischendurch noch eine seichte Flußdurchfahrt, mit Schnappatmung in Trigrad an und fahren von dort dann über die Strasse zurück nach Yagodina. Und weil es so „gemütlich“ war, haben wir uns natürlich wieder ein paar Bier am Abend verdient.